Donnerstag, 7. Mai 2009

Erlebnis "Aquidaban"



Links oder rechts ? - Egal, jedenfalls erstmalig
zahlender Passagier eines NASA - (Chaco) Shuttles ;)



Das Hotel "Frances" in Concepcion



Patio des "Frances"



Die "Aquidaban"



Ladung fuer die Passage



Fachsimpeln zwischen Passagieren und Crew



Rio Paraguay am Abend



Aus der Sicht des Steuermanns



Die Waren der Marktfrauen unter Deck



Indianer auf dem "Sonnendeck" zwischen der Ladung



Endzeitstimmung am Kalkwerk



Kombuese, Bar und Speisezimmer
(inder Mitte hinten, werden gerade Empanadas frittiert)


Von Filadelfia nach Concepcion


Dank Manfred, dem Betreiber der Neulaender Pollo-Braterei vor dem Siemens-Supermercado, landen wir ueberpuenktlich am Busbahnhof von Filadelfia.
Nach der Verabschiedung unseres Chauffeurs mit seinem Mitsubishi-Pick Up wenden wir uns der hiesigen Busflotte zu.
Hier gilt es abzuwaegen, welche Linie bzw. welcher Bus wohin faehrt. Der Einsatz der Busse haengt vom Passagieraufkommen ab und wird von der privat betriebenen Agentur kurzfristig entschieden. Wir versuchen den Busfahrer dahingehend zu beeinflussen, das groessere, klimatisierte Modell fuer die Fahrt nach Concepcion auszuwaehlen. Wir erwaegen gar, 50.000 Guaranies springen zu lassen, um die Entscheidung in unsere Richtung zu lenken.
Etwa 20 Minuten hinter Fahrplan startet der Motor des groesseren, moderneren Buses.
Die Vorfreude auf eine gekuehlte Sechs-Stunden-Ueberlandfahrt hat sich als ueberfluessig herausgestellt, da keines der Busmodelle mit funktionierender Klimaanlage ausgestattet ist.
Die Fahrt nach Concepcion verlaeuft ohne besondere Vorkommnisse. Bis auf die obligatorischen Schlagloecher im Asphalt sowie einiger planmaessiger Stopps wird die Fahrt lediglich kurz verlangsamt, um einen Jaeger zu gruessen, der eine 60-kg-Wildsau nebst Schrotflinte auf seinem Fahrrad balanciert (leider ohne brauchbares Bild - Fotograf war kurz eingeschlafen).
Halali !!!

Concepcion

In Concepcion entscheiden wir uns fuer das 1903 erbaute Hotel "Frances".
Ein Ort, der noch den Geruch der Gruenderzeit verstroemt und mit seinem wunderbaren Innenhof ( Patio) zum Chillen und Biertrinken einlaedt.
Die dazugehoerige Piscina sieht sehr enladend aus, war zu unserer Ankunftszeit aber leider schon geschlossen.
Das alte Hotel Piscis, in dem die Familie Martens weiland angenehme Urlaubstage verbrachte, hat auch schon bessere Tage gesehen. Wir hatten Geruechte ueber eine moegliche Renovierung erfahren, aber die einzige Instandsetzung erfaehrt hier der Rasen, der seltsamerweise von einem Arbeiter gemaeht wird. Alles andere hingegen ist verlassen und gleicht einem Geisterhotel.

"Aquidaban"

Der Stolz der Rio-Paraguay-Flotte liegt am Hafen von Concepcion. Umgeben von tiefgruenen Wasserpflanzen, duempelt der Dampfer mit seinem geringen Tiefgang zwischen diversen Ruderbooten.
Gepackte Pferdekarren mit Krimskrams und Dingen, beladene "Kenton"- und "Star"- Motorraeder als auch einiges an Paraguayos bevoelkern das Ufer. Unser Domizil fuer die naechsten 30 Stunden wird mit all den Sachen beladen, die flussaufwaerts mehr oder weniger sehnsuechtig erwartet werden. Das Verhaeltnis der Ladeflaeche des Schiffes zur Tonnage, die sich noch auf den Uferanlagen befindet, scheint allerdings ein Ungleiches.

An Bord- zwischen "Camarotes" und "Camalotes"

Die tiefsten Tiefen der "Aquidaban" bestehen aus einem Ladedeck am Bug, darunter Laderraum im Bauch des Kutters. Der Passagierbereich (eigentlich ist alles Passagierbereich) setzt sich aus dem Unterdeck mit langen Bankreihen, Sanitarios im Heck sowie Obstverkaufsstaenden zusammen. Ueber je zwei Treppen gelangt man auf das naechst hoehere Deck mit Kombuese, "Speiseraum", wieder Sitzgelegenheiten, Haengematten in Zwischengaengen und den "Camarotes", 8 Kabinen fuer die Businessklasse, deren jeweils 4 qm dem Reisenden einen Hauch von Geborgenheit waehrend der Passage bieten.
Mit einiger Verspaetung verlaesst unser schwimmendes Hotel Concepcion.
Die nahenden Gerueche aus der Schiffskueche begleiten unsere erste Erkundung. Am Abfahrtstag gibt es "Sopa-So o", eine landestypische Tagessuppe zum Fruehstueck. Mit Broetchen.
Bis zum Schlafengehen lassen wir das Konglomerat aus Muettern, Kindern, in Haengematten schlafenden aelteren Herren, Bordproviant, schnatternde Enten in Jutesaecken und die Ruhe des breiten Flusses mit seinen dahintreibenden Inseln aus Wasserpflanzen, den "Camalotes", auf uns wirken.

Der Fluss und die Ankunft in Puerto Cassado

Nach zu vielen Bieren mit dem Anthropologen Danny aus Holland, dem Au Pair Martin und Patrocinio Deniz (Zaeunezieher auf Estancias) quaelt zumindest mich ein stechender Kopfschmerz.
Gegen Mitternacht wurden wir durch ploetzlich eintretende Regenschauer geweckt, die durch unsere glaslosen Kabinenfenster fegen und unsere Matrazen regelrecht waessern.
Die fruehen Morgenstunden sind angenehm ruhig an Bord. Ganz vorne am Bug des Schiffes, zwischenFahrraedern und Zaunteilen sitzend, kann man vergessen, dass die "Aquidaban" per Diesel betrieben wird. Eine Handvoll Indianer kauert noch zwischen Wassertanks und eingeschweissten Matrazen und zieht sich die Persenning der Ladung zurecht, um sich ein wenig vor dem Nieselregen zu schuetzen. Waehrend der Koch Paprika schneidet und angebratener Knoblauch die Luft verdichtet, laeuft die "Aquidaban" diverse Kalkwerke am Ufer des Rio Paraguay an. Waehrend der helle Rauch der Kalkproduktion ueber den Fluss weht, steigen neue Passagiere zu, dann andere aus - auch in dieser Reihenfolge, diverse Utensilien werden ueber die Holzplanken balanciert. In weiterem Verlauf bringt die Crew mit ihrem Beiboot noch Reisende zu ihren Zielorten, fuer uns wahllose Uferstellen, die des Nachts nur durch aufleuchtende Taschenlampen auszumachen sind. Parallel zu diesen Anlandungen kreuzt das Mutterschiff mit halber Kraft weiter. Gegen 14 Uhr erreichen wir planmaessig Puerto Casado. Noch von Bord aus koennen wir einen Teil der Familie Penner ausmachen, die trotz schlammigen Strassenverhaeltnissen puenktlich zum vereinbarten Treffpunkt gefunden hat. Chapeau!

Thomas

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen