Montag, 27. April 2009

Von nervoesen Ochsen und Ameisenbaerenkindern



Sonnenaufgang vor unserem Domizil im Chaco



Fruehstuecks- und "Journalistenstammtisch"



Das Haus von Agnes Martens, unsere Unterkunft im Chaco



Im Garten vor dem Haus



Edgar Barbossa, 15 Jahre,
Argentinier und angehender Peon



Sortierte Rinder



Alfred Friesen markiert die Rinder mit dem Brandeisen



Fussballturnier der Enenhlet-Indianer



Indianische Fangruppe oder Breaker ?



Familientreffen ( siehe nachfolgenden Text...)



Junger Ameisenbaer mit Haarausfall



Vertrocknetes Weideland mit Flaschenbaum



Mennonitische Hochzeitsfeier



Die normalerweise ca. 2m hohen Sesamstauden
werden schon jetzt geerntet



Miserable Erdnussernte


Das Haus von Agnes Martens entpuppt sich als idealer Rueckzugsort und Journalistenstammtisch fuer zwei wackere Outback-Reporter. Ungezaehlte Glaeser Guarana, Brahma-Bier aus der Dose und Terere (Eiswasser auf Mate-Tee) sorgen fuer einen geregelten Fluessigkeitsaustausch. Fuer die Silberhochzeit meiner Schwester wurden Thomas als Fotograf und ich als Videofilmer engagiert.
Im Indianerdorf "Campo Largo" stahl ein junger haarloser Ameisenbaer allen die Show. Mit seiner 20 cm langen duennen Zunge schleimte er unsere Zehen ein. Am Rande eines Fussballturniers zwischen verschiedenen Indianerstaemmen gab es ein ueberraschendes Familientreffen. Ein alter Enhlet-Mann gab sich als langjaehriger Mitarbeiter bei der Martens-Familie zu erkennen. Weil schon sein Grossvater in Diensten meines Vaters stand, nennt er sich heute noch Franz Martens. Die jugendlichen Fussballfans hingegen leben ganz in der modernen Welt. Als der Fotoapparat klickte, warfen sie sich in Breakdance-Posen.
In der Estancia "Tres Palmas" sortierte Besitzer Hermann W. die Tiere aus, die er wegen der Trockenheit schon jetzt verkaufen muss. Die Gaeste aus Deutschland wurden sofort eingespannt. Thomas drueckte den Viechern seinen Stempel auf - mit dem Brandeisen. Ich selbst musste Strichliste fuehren, ging aber als Versager aus der Sache heraus: Ich hatte ein Rind uebersehen.
Edgar Barboza ist erst 15 Jahre alt, beherrscht aber alle Cowboy-Finessen aus dem Stand. Gefragt, was seine Freizeit-Vorlieben seien, antwortet er: "Wenn ich Langeweile habe, setze ich mich aufs Pferd und reite auf den Campo." Wir hatten eigentlich an Fiesta und Ausschauhalten nach "Novias" gedacht. Aber wer ein richtiger Peon werden will ..
Bei der Besichtigung der trockenen Erdnuss- und Baumwollfelder gingen wir davon aus, auf vollkommen desillusionierte Bauern zu treffen. Doch die Antwort von Bauer Karl-Heinz Wiebe ueberraschte uns: "Wenn es den Viehzuechtern schlecht geht, dann geht es uns Ackerbauern gut." Die Aufloesung ist in einem Jahr in unserem Buch nachzulesen.

Samstag, 25. April 2009

Fuer eine Handvoll Kaimanzaehne



Krokodilszaehne fuer Ari (versprochen!)




Einer der vielen Viehtransporte nach Asuncion



Extreme Trockenheit. Die Wasserreservoirs
( Tanque Australiano)
sind normalerweise bis zum Rand gefuellt



Einer der Touristen, die sich gerne auf
echten Peonespferden fotografieren lassen.



Echte Peones wirken natuerlich viel authentischer !
(Bitte keine Kommentare ;)



Das "prachtvolle" MARAVILLA- Pfahlhotel



Der Hoteldirektor in seiner ganzen Pracht:
Laureano Gomez



"Angestellte" mit Kind



Horst in unserer Cyberlounge im Chaco.
Schwager Heinz hat uns freundlicherweise sein Werkstatt-Buero
zur Verfuegung gestellt.

Bei herbstlichen 36 Grad betreten wir endlich Chaco-Boden. Die schreckliche Duerre ist ueberall so praesent, dass sich die Aasgeier noch nicht mal jeden Kadaver, die am Rand der Trans-Chaco-Ruta liegen, vornehmen. Aber den Yacare (Kaiman-Kroko) haben sie komplett verspeist. Nur das Skelett ist uebrig geblieben. Thomas sammelt eine Handvoll der scharfen Krokodilszaehne ein.
Jeder Estanciero will momentan Rinder verkaufen, weil die Weide vertrocknet ist. Die Wartezeit auf einen Viehtransporter betraegt jetzt 30 Tage.
Bei einem Halt am Monte-Lindo-Fluss nehmen wir ein kurioses Pfahlhaus ins Visier, das aus Palmstaemmen gebaut ist. Der Erbauer und Besitzer Laureano Gomez betreibt hier ein Gasthaus - ein Minus-Vier-Sterne-Hotel, wie wir schaetzen. Die drei gut aussehenden "Empleadas" (zwei mit kleinem Kind) gestalten den Gaesten den Aufenthalt so angenehm wie moeglich. Wir beschraenken uns aber aufs Recherchieren.
Ankunft in Neuland: Meine Schwestern haben uns das verlassene Haus meiner verstorbenen Mutter nett hergerichtet. Schaeferhund "Terry" streicht die ganze Nacht um das Gebaeude. Der Ruede glaubt wohl, seine Herrin sei wieder zurueck gekehrt. Thomas wird durch das Tier am Einschlafen gehindert. Er hat das Gefuehl, ein Geist schleiche ums Haus.

Donnerstag, 23. April 2009

Von fleischlischen Geluesten und Kraeuterweibern



Diesmal mit dem Taxi zum Markt




Hauptstrasse, links und rechts tun sich halbdunkle
Tunnel in ein Nirgendwo aus allen erdenklichen
Lebensmitteln und anderen Dingen auf.



Einer der besagten Wurstverkaeufer, dazu gleich noch mehr...



Verschiedene paraguaynische Zigarren im Angebot



Ein Zwiebelverkaeufer entstaubt fuer uns die Madonna


So mancher ist weit rumgekommen in der Welt, hat es zu viel gebracht und kehrt zum Schluss dann doch wieder zurueck zu seinen Wurzeln- wie Victor Martens, der uns zum Gespraech in seinen tropischen Garten lud. Als 17-jaehriger verliess er die Heimat Paraguaz und ging zu Fuss von Asuncion nach Buenos Aires. Viele Jahre und ein halbes Dutzend Berufe spaeter - er war unter anderem Funker auf einer Ueberseelinie - wurde er Chef von Volkswagen Spanien: "Nur weil ich so gut Spanisch sprach", wie er ganz bescheiden sagt. Jetzt "verramscht" er sein Geld, wie er sagt, indem er Gutes an armen Indianern tut.
Im wirren Labyrinth des Asuncioner Marktes "Mercado Cuatro" war uns ein wenig mulmig zumute. Allzu sehr fuehlten wir uns an einen Fernost-Krimi erinnert, wo man in solchen duesteren Orten gern mal mit durchschnittener Kehle auf einer Schubkarre landet. Doch unser Charme siegte mal wieder und die bisweilen abenteuerlich aussehenden Marktbeschicker machten gerne mit. Waehrend Thomas die "fleischlichen Gelueste" packten (er wollte aus unerfindlichen Gruenden nur noch Fleisch- und Wurststaende fotografieren), hielt ich mich eher an die Kraeuterweiber. Dazu passten auch meine Birkenstocklatschen.

Fernando Lugo, Praesident Paraguays und Ex-Bischof, soll sechs Kinder haben. Als wir heute an der Praesidenten-Residenz nebst Garten mit riesigen Ausmassen vorbeifuhren, sagte der Taxifahrer trocken: "Wenn das so weitergeht, haben die Kinder bald nicht mehr genug Platz zum Spielen."

Morgen geht es in den duerren Chaco.
Horst

P.S.

Die Sache mit dem "fleischlichen Verlangen" war in der Tat etwas anders gelagert. Die Fleisch- und Wurstbetreiber hatten naemlich jeweils eine nackte Gluehbirne an ihren Staenden. Dies erleichterte mir das Fotografieren mit vorhandenem Licht ungemein. Die Kraeuterladys des Herrn Martens ( Horst, nicht Viktor) hingegen daemmerten meist als Nachtschattengewaeche irgendwo in dunklen Ecken der riesigen Katakomben und schauten grimmig auf meine Kamera.

Thomas

Mittwoch, 22. April 2009

Extreme Duerre im Chaco



"Im Chaco herrscht Verzweiflung" - mit dieser Schlagzeile und dem dazugehoerigen Foto titelt abc color, die groesste Zeiung des Landes, heute. In dem Landstrich herrscht eine extreme Duerre wie schon seit 50 Jahren nicht mehr. Und das Schlimmste ist: Die normale Trockenzeit faengt jetzt erst an. Die Bauern pfluegen ihre Plantagen, um das Stroh an die Rinder zu verfuettern. Am Freitag fahren wir in den Chaco, um uns mit eigenen Augen von der Katastrophe zu ueberzeugen.

Asuncion von der rostigen Seite



Kartencheck vor der Fahrt in die City vor Reinholds Pool (noch leck-wird aber repariert !!!)



Mit dem Bus die Marshall Lopez entlang, hinten der obligatorische Strassenverkaefer



Ziemlich junge Wache vor dem Helden-Pantheon



Erzieher/Lehrer- Demo auf dem Platz vor dem Parlament



Dskussionen unter Lehrern



Stetig praesent: Policia



Taxistand in der Innenstadt



Parlament



Hund vor Praesidentenpalast



Links Palast rechts Abwrackwerft- Luftlinie 100m



Sitz von Praesident Lugo



Thomas bei der Arbeit, Tito Viancone und Frau an Deck ihres Hausboots



Aus alt macht neu: Werftbauer



Schweissarbeiten fuer einen neuen Schiffsrumpf



Der Schiffsbauer Miguel Pomab erklaert die Arbeit



Alter Seelenverkaeufer am Hafen



Vom Rost angefressene Schaluppen



Lido-Bar, Horst denkt an die Kindheit



Leckere Empanadas al Horno


Eigentlich wollen wir hier als Touristen durchgehen. Aber es ist nicht moeglich. Ueberall werden wir als Journalisten enttarnt. Bei der grossen Lehrer-Demo vor dem Parlament spricht uns ein langgedienter Gewerkschaftssekretaer an und laedt uns fuer 14 Uhr zu einer PK. Nee, danke, an PKs haben wir keinen Bedarf, tut uns leid. Aber schade, dass wir keine Verdi-Aufkleber haben, die wir an die Gewerkschafter verteilen koennen, als Zeichen der Solidaritaet.
Auf unserem Weg durch das Microcentro sprechen wir viele Leute an und erhalten auch immer eine freundliche Antwort. Selbst die martialisch wirkenden Polizisten, die mit massivem Aufgebot die Demo begleiten, grinsen freundlich, als wir um einen Permiso fuer ein Foto bitten. Keine Miene hingegen verziehen die beiden Wachsoldaten in ihrer historischen Uniform vor dem Helden-Pantheon.
Wenn Lugo aus dem Praesidentenpalast blickt oder die Abgeordneten das Parlament verlassen, liegt das Elend direkt vor ihren Augen. Hinter dem Regierungsviertel liegt in der idyllischen Bucht von Asuncion die Villa Miseria, das Elendsviertel. Aber mitten im Elend gibt es auch Lichtblicke. Der Schiffsbauer Miguel Pomab bringt schon in der 3. Generation Schiffe auf Vordermann, die nur aus Rost zu bestehen schenen. Rost - immer wieder ein reizendes Motiv fuer Thomas, der wohl einen Hang zu allem Verblichenen hat. Er behauptet hingegen, er sei ein "pittoresker Typ". Gleich nebenan ankert Tito Viancone. Der Kapitaen ist zusammen mit seiner Frau und weiteren Juengern im Auftrag des Herrn unterwegs, um in jedem Hafen und an jeder Anlegestelle Seelen fuer Gott zu gewinnen.
Gleich dahinter liegt der offizielle Hafen der Stadt. Nur zwei Schiffe haben angelegt. Wegen der extremen Trockenheit hat der Fluss Niedrigwasser, sagt Hafenkommandant Espinola, was auch an den morschen Pfeilern der Kaianlagen zu erkennen ist. Aber die meisten Schiffe legen auch lieber an Privathaefen an, weil sie der Buerokratie der Hafen-Beamten ueberdruessig sind, gibt der Kommandant zu.
Der ausgedehnte Stadtspaziergang zehrt an den Kraeften. Ab geht's zur Lido-Bar, wo wir uns Empanadas und ein Glas Guarana genehmigen. Hier war ich schon als kleiner Junge mit meinen Eltern. Sieht aber viel kleiner aus als damals. No, widerspricht die Kellnerin, wir haben das Lokal sogar erweitert. So wird meine Kindheit Stueck fuer Stueck entzaubert. Zurueck in Deutschland, muss ich als erstes zum Therapeuten.
Horst M. vom Bahnhof Asuncion

Dienstag, 21. April 2009

Ankunft Asuncion, Paraguay

Nach gefuehlten 100 Tagen und Naechten auf allen Flughaefen der Welt haben wir unsere erste Etappe erreicht.
Endlich ausgeschlafen, in der prachtvollen Stadtvilla von Neffe Reinhold herzlich aufgenommen, haben wir "unser Cybercafe" zwecks Blogging in naechster Naehe gefunden.
Jetzt gilt es zunaechst auch geeignetes Material zu finden um keine Langeweile aufkommen zu lassen.
Wetter: Jetzt kommt gerade die Sonne richtig hervor und wir erwarten ca. 28-30 Grad !

In 10 Minuten nehmen wir einen der Busse Richtung Zentrum und haben uns eine der zwei bekannten Maerkte auf die Agenda geschrieben.
Hasta la proxima!

Demnaecht wieder Bilder !

Sonntag, 19. April 2009

1. Tag und Lisboa



Der legendaere Eiffel-Fahrstuhl


Prachtvoller Kiosk im Barrio Alto



"A Brasiliera"



Strassenbahn schemenhaft



Vor dem Abflug nach Lisboa



Kofferkuli



Voller Zug- aber alles ok



in der Tat VOLL

Und so startet unsere Reise:
Wir teilten uns den Zug zum Flughafen Frankfurt mit gefuehlten 20.000 Menschen und zwoelf nach Schweiss riechenden Bundeswehrsoldaten. Aber dafuer entschaedigte uns das Wetter mit einem kobaltblauen Himmel... Auf dem Flug nach Lissabon gab es keine nennenswerten Vorkommnisse.
Der Fahrer, der uns auf dem Flughafen in Portugal in Empfang nahm, war unheimlich cool. Er brachte es nicht uebers Herz, auch nur einen Koffer anzufassen oder uns die Tuer zum Hoteleingang zu. Wahrscheinlich war das auch der Grund, weshalb ich ploetzlich die Zahlenkombination meines Handys vergessen hatte und nach Herne telefonieren musste, um von meinem Sohn den Entsperrcode anzufordern. Dem Fahrer aber muessen die Ohren geklungen haben, so wir ueber ihn gelaestert haben ...
Und dann war alles nur noch geniessen ... Thomas zeigte mir sein Lisboa, wie er es vor 20 Jahren erlebte: den morbiden Charme der Altstadt, die tollen Fassaden, an denen sich die Patina der Jahrhunderte abgesetzt hat, die Graffiti-Kunst an Waenden und Mauern, die romantischen Cafes, der "Superbock" in einem kleinen Restaurant im Barrio Alto. Den Bummel beschlossen wir mit einem "Bica" im 100-jaehrigen "A Brasileira", einem beeindruckenden Jugendstillokal - jemand behauptete, es sei Barock, aber er irrt. Das war der erste Tag in Kurzform. Jetzt brennen die Fuesse, vor allem der Rittersporn, aehm, der Fersensporn ...